respect existence or expept resistance

Enjoy Capitalism

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Sonntag, 2. Oktober 2022

Den Großmäulern gehen die Pipelines aus


Kein Jahr hat die neue deutsche Regierung dafür benötigt, eine einst führende Industrienation und das finanzielle Herz der Europäischen Union an den Abgrund zu führen. Was wir bisher in der Hofberichterstattung über andere Länder hören mussten, nun dürfen wir es am eigenen Leib und Leben zu spüren bekommen.

Ist klammheimliche Freude an der grünen Selbstzerstörung bereits strafbar?



Kein Jahr hat die neue deutsche Regierung dafür benötigt, eine einst führende Industrienation und das finanzielle Herz der Europäischen Union an den Rand des Infarkts zu führen. Was wir bisher in der Hofberichterstattung über andere Länder hören konnten, nun müssen wir es am eigenen Leib und Leben zu spüren bekommen. Während unsere Außenministerin auf Bärenjagd ist, schießt sie einen Bock nach dem anderen. Krieg; ne tolle Sache; hätte ihr nur jemand erklärt, dass im Krieg zurückgeschossen wird. Hoffentlich weiß sie schon, dass es nicht die Juden waren.  


 Die Waffen ändern sich, das Sterben bleibt. Unzählige Generationen des Mordens, gemordete Schönheit, junge Körper verblutend in der Blüte ihres Lebens, Ströme von Blut - ein ganz besonderer Saft - sieben Liter Ursuppe des Lebens.

Gute Mienen zur gescheiterten Tankfüllung. Die Gaslieferung der Emirate wird kaum für den Fuhrpark der Regierung genügen



Doch kann selbst das Chaos noch aus den Fugen geraten? Hat selbst der Wahnsinn Methoden? Doch selbst wenn, dann sicher nicht zur Schaffung einer friedlichen Welt.
Doch wie wäre eine Welt ohne Überlebenskämpfe, Streben nach Macht, Gold, Herrschaft und Unterwerfung. Wir bewundern geschmeidige junge kräftige Körper auf der Höhe ihres Seins; von der Raubkatze bis zum jungen Mann wiederholt sich der geheimnisvolle Weg vom plärrenden Baby zum Ideal des vollkommenen Raubtiers, geschaffen zur Liebe und zum Töten; bei einigen auch zur Herrschaft.

Schon zwei- bis drei Mal sah ich in den letzten Wochen Jugendliche im Zug oder in der Bahn "1984" lesen, ja, das von George Orwell, ein Mal sogar im englischen Original.

Zu den nicht geringsten philosphischen Widrigkeiten gehört die ebenso bedauerliche wie unveränderliche Tatsache, dass "man" den Prozess des Sterbens nur ein Mal "erleben" kann. Für die Philosophie so ärgerlich, als gäbe es in der Mathematik nur das kleine Ein-Mal-Eins, ohne auch nur die Chance, das große Ein-Mal-Eins nur erahnen zu dürfen.


Nun ist nicht auszuschließen, eher sogar wahrscheinlich, dass es in Papua-Neuguinea, in der Karibik oder auf Bornholm irgendwelche Viecher oder doch wenigstens Mehrzeller gibt, bei denen dieses Phänomen des Sterbens nicht dieses von uns so hoch - höchst - bewertete endgültig hat. Kurz gesagt, zwischen vielleicht und wahrscheinlich gibt es Lebensformen, deren Sterben nicht in unserem Sinne des Wortes endgültig ist, sondern die vom Tode halt wieder erwachen, so wie ein Mensch aus dem weltraumgesetzhörigen Schlaf erwacht.
Gäbe es nur etwas weniger Angst, Hass, Neid und all den weiteren Scheiß unter den Milliarden Sieben-Liter-Kanistern.
Nun plötzlich bin ich 60 und was bisher nur Zahlen waren werden nun zu Schmerzen, Atemnot und Schwäche. Die Zeit wird knapp und knapper.
Die Welt voller Gesichts- und Namenloser. Wer nicht stark, jung und schön ist oder wenigstens reich, läuft in der Masse oder versteckt sich vorm TV
Geheimnisse der Macht

Milliarden Menschen bevölkern die Erde, und täglich werden es mehr. Andrerseits sterben täglich fast 200 Tieren- und Pflanzenarten aus. Offensichtlich befindet sich dieser Planet mal wieder an einem Wendepunkt. Wäre unser Planet ein Individuum,  läge er auf der Intensivstation.
 1.   Mein armes, böses und trauriges Deutschland. Auf der internationalen digitalen Bühne gibst Du dich flippig, hippig, bunt und vor allem als Zuflucht in einer vergehenden Welt. Modern und rechtsstaatlich, Wohlfahrt, Rechte und Kohle, bis zum weitesten Kameltreiber ist Dein Name gepriesen als heiliges Land. -aLMAANIYA. Kein Bulle poliert dir hier die Fresse, in keinem deutschen Knast musst du dein herausgeprügeltes Blut fressen, neulich als beliebtestes Land der Welt durch die Medien gegeistert, immer noch mit dem 20 mal größeren China im Wettlauf um die Exportweltmeisterschaft, ach du mein verdammtes Land, ich verzweifel an Dir.
Aus den Wüsten der Vorzeit, den verdreckten Gassen der mittelalterlichen Städte, hinter deren Mauern die Vogelfreien an Bäumen hingen und nachts verunglückte Frauen in Scheiterhäufen brannten; unzählige Armeen aus jungen armen Teufeln anstatt die Blüte ihrer Schönheit zu feiern die Länder ihrer Blüten beraubten, mit unsäglichem Schmerz überzogen – hier und da finden sich noch Knochen, Reste von Uniformen oder Waffen unter der Erde.
Unberührt und unbeeindruckt von allem menschlichen Glück oder Unglück hält sich die Erde am Takt der Jahreszeiten, folgt auf jeden noch so eisigen Winter die Explosion des Lebens, bunte Pracht im Überfluss, die Herrlichkeit des Sommers und die Ernte des Herbstes, bevor der Winter wieder alles in Kälte erstarren lässt. Die Vögel sind dann längst in den Süden geflogen, in herrlichen Formationen, unvorstellbarer Orientierung.
Als die Sowjets und mit ihnen der eiserne Vorhang durch Europa zusammenbrachen, war ich ein hoffnungsvoller Student der Politik und Geschichte, an Weisheit und Voraussicht den meisten meiner Professoren weit voraus. Als sie noch Festreden hielten über die nun angeblich angebrochene Epoche des Friedens und der Freiheit in Europa, war mir längst selbstverständlich klar, dass mit der Teilung auch das Gleichgewicht zusammen brach. Doch meine zaghaften Einwände bei all den Weihestunden dieser Tage wurden nur gutmütig belächelt. Deutschland war mal wieder erwacht; blieb aber wie gewohnt im Tiefschlaf. Derweil wurde die Welt noch grausamer als sie es ohnehin schon war.
Der Mensch ist kriegerisch wie die Ameisen, nur weniger weise.
Als die "Welt von Gestern", wie der lesenswerte Stefan Zweig sie nannte, mit dem grausamsten aller bis dahin bekannten Kriege, so unverstellbar unfassbar, dass man ihn Weltkrieg nannte, ausgelöst von adligen Hohlköpfen, an deren Familienstreitigkeiten über den Kontinent hinweg ganze Generationen verbluteten, ohne dass einer ihrer Prinzessinnen dabei auch nur ein Korsett verrutscht wäre,
Ein paar Härchen wurden dem Adel am Ende zwar doch gekrümmt, bekamen gut dotierte Posten im diplomatischen Dienst, in dem diese Vollpfosten bis heute gut dotierte Vollposten abonniert haben, Doch frischer Wind zog nur kurzweilig um die Hebel der Macht.
Die BRD wurde wieder in Deutschland umbenannt, wenigstens auf den Briefmarken und gegen die Bedenken der damaligen Justizministerin, die dann auch schnell von der Bildfläche verschwand.
Ich wuchs auf am Nachkriegs-Niederrhein und war als eins der ersten Ausländerkinder einsam und genervt. Watt sprichste gut deutsch, musste ich mich fast täglich fragen lassen, aber ich konnte sonst nur Schulenglisch. Wenn ich abends in die Bahn stieg, flüchteten nicht selten ältere Damen panisch aus der Bahn. Am häufigsten, als ich wegen einer Bindehautentzündung eine Augenbinde trug.  
шлюха - ("shlyukha") - Hure - pute, putain - whore ("hoor") - puta

Herausgebährt, hineingeboren ins Gemetzel, doch in eine Kapsel, Zeitkapsel des Friedens, des Wohlstands, der Ordnung, ja sogar Demut. Ein Juwel in der endlosen Zeit des Chaos war Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, so selten wie die Geburt eines Propheten.

Netflix und Co. überreizen uns mit Zombies, Wehrwölfen und Supermännern, passend zur Gänsehaut beim vierten Bier. Tagesschau und andere Hofberichterstattung klammern uns wahnhaft an eine heile, böse Welt, die es längst nicht mehr gibt. Der echte Horror ist die Realität. Die Zentren der Erde werden von Stadt zu Stadt ausgeknipst, hunderttausende, millionen Menschen verhungern, zerfetzen, verzweifeln, verenden, während die Medien eine Welt spiegeln, die noch angeblich im Ruder läuft. Tatsächlich ist der Dritte Weltkrieg, oder wie immer er heißen mag, längst ausgebrochen und außer jeder Kontrolle.
In den Vorort-Idyllen der ersten Welt blühen die Bäume wie seit Ewigkeiten, an den Bänken in den Gärten parken die Rollatoren der in Wohlstand alt gewordenen.
In der Antike hieß es spöttisch: die Alten reden über den Krieg, die Jungen sterben derweil. Kaum hat sich das verändert über die Jahrtausende. Nun üben sich Gymnasiasten als Generäle und richten Europa; der Stier wird geschlachtet von jungen Veganern,
die in Berlin entscheiden über das Blut der Krieger im Donbass; nichts verbindet sie. Wieder werden sich die Flüsse Europas blutrot färben, doch niemals waren sich die Völker und Generationen so fern. Seit zwanzig Jahren geht das digitale Zeitalter auf, und später mag man sich streiten ob von Osten oder Westen.
Und immer wieder und immer noch ist der Tod ein Meister aus Deutschland; auch wenn er sich nun hip und hop, modern und frei und jung und demokratisch gendergerecht und ach so nachhaltig  gibt. Wo Deutschland donnern sollte, hallt kein Hauch; dort wo Schweigen vor Peinlichkeit der letzte Ausweg wäre, krakelt es sich die Seele aus dem Leib.
Wie gern wäre ich stolz, Deutscher zu sein. So vieles hat sich am Ende Hitlers Mafia zum Guten gewendet, dass es hier nicht aufzuzählen ist.
Amerika; dein Name lässt die Verdammten zittern und die Münzen tanzen. Reisst den Namen eines ganzen Kontinents an Euch.

Der Mörder ist immer der Gärtner, hieß es in seeligen Zeiten. Heute ist der Böse immer Hitler, erst wars Saddam, dann Gadaffi, nun Putin. Wir die Guten, die anderen die Bösen, so einfach ist die freie pluralistische Presse der freiheitlich demokratischen Republik.
500 000 irakische Soldaten wurden - nachdem sie sich längst ergeben hatten, selbst bei US-TV-Teams - lebendig im Wüstensand mit Panzern begraben. Schäbig. Libyen wurde vernichtet, so wie Syrien, in Beirut wurde sogar eine Mini-Nuke gezündet, Volk und Land in Elend und Armut gestürzt. Für westliche Medien alles kein Ding; vielleicht eine Kurzdemo im Weltspiegel, die aber das Ausmaß der Zerstörung nicht zeigt und die Täter ungenannt lässt.
Nun ist Rußland der Bösewicht und Putin wenig originell mal wieder Hitler.
Lugansk, eine Stadt in der östlichen, mehrheitlich russisch besiedelten Ostprovinz der Ukraine wurde vom ukrainischen Militär mit sog. Schmetterlings-Tretminen übersäht. Nach UNO-Angaben verfügte die Ukraine über sechs Millionen dieser teuflichen Waffen, seit langem von der UNO geächtet und verboten. Sie verfügen nicht über Selbtdeaktivierung nach einem zeitlichen Ablauf, was heißt sie sind, wenn sie nicht entschärft werden, viele Jahre noch aktiv. Diese tückischen Waffen sind nicht zum töten, sondern zum Verletzen bestimmt. Vor wenigen Tagen schoß ukrainische Artellerie hunderte Raketen mit diesen Waffen auf Lukansk, mit dem klaren Ziel die Zivilbevölkerung zu treffen. Jede Artellerie-Bombe verfügt über mehr als 300 Minen, die im Explosionsgebiet veteilt werden; sie trafen Vororte wie die Innenstadt, Straßen wie Gärten und Parks. Dutzenden Zivilisten mussten seither Gliedmaßen - meist Beine - amputiert werden, obwohl die Lukansker Vertreter und ihre Russischen Helfer sofort mit der Räumung dieser schwer zu erkennenden Minen begonnen hatten.
Militärisch hat dieser teuflische Angriff kaum Bedeutung; Militärfahrzeugen, selbst normalen Fahrzeuge, können diese Minen kaum Schaden zufügen. Bei PKWs höchstens wenn sie in der Nähe des Tanks explodieren. Und trotz dieses eindeutigen Verstoßes gegen die - von der Ukraine - unterzeichneten Ächtung und Verbotes - krähte in der westlichen Presse kein Hahn nach dieser Verstümmelungs-Aktion gegen die Zivilisten von Lugansk.

Berlin, Köln, Münster, Damaskus, Haleb, Tadmor, Dar Ez-Zor, Ägypten, wieder Köln, immer wieder davor, dazwischen und danach Marokko; West-Sahara, Mali, London: Islinghton, Brixton, Brik-Lane, Devon, Cornwell, Plymoth, immer wieder Krefeld, Köln-Altstadt für 10 Jahre, knappes Jahr Köln-Mühlheim, immer wieder Marokko und Tunesien, Rades, Hamam-Lif, Tozeur: meine Pfade.
Pfade der Liebe: Tunesien, Muchaim al Yarmuk bei Damaskus, Münster, alles verdammt, verbrannt, in Blut gekocht, eine Randnotiz in der Times, der NY-Times und auf anderen Inseln.
Was mich betrifft: wofür noch zu gebrauchen? Den Jungen erklären, was sie längst wissen? Zeitzeuge einer Schrebergartensiedlung; mal zeitweilig getrennt durch einen museumsreifen Hochsicherheits-Gartenzaun?
Deutsch? War ich mal, mit Herz und Seele, doch mein hübscher mediteraner Lockenkopf erlaubte mir nur fremd zu sein im grauen Nachkriegsdeutschland, so blieb ich deutsch nur in Herz und  Sprache.
Deutscher als die meisten Deutschen, vertraut mit den Klassikern und der Poesie, doch für die Deutschen immer nur ein Fremder, kleines Ölauge, diese häßlichen blauäugigen mit den fiesen ernsten Mienen und durchdringenden blauen Blicken; Meister aus Deutschland einst genannt, wenig schmeichelhaft gemeint doch bis heute bewundert, beneidet und gerühmt.
Seit Wochen quäle ich mich wie ein Hund, kein Mensch mit dem ich reden könnte, ich wünsche mir nur noch den Tod. Jede Sekunde denke ich daran, mein Leben zu beenden, doch ich weiß nicht wie. Habe bei Youtube gelernt, den Henkersknoten zu knüpfen, doch ich bin feige. B. ist kühl blind vor Liebe zu dieser ganz netten, aber bösen Muse. Er hängt der Illusion des gemeinschaftlichen Lebens nach, und schafft es nicht mal, mir guten Morgen zu sagen. Sie hat ihn voll im Griff.*
Ich verrecke vor Einsamkeit, fahr jeden Tag ins Düsseldorf und werde mit Diamorphin stillgelegt bis zum Abend, doch ich quäle mich und wünsche mir nur den Tod, endlich. Keinen Menschen gibt es mit dem ich reden könnte, einsam hocke ich in mir selbst, bald obdachlos und dieses Scheiss-Gerichtsverfahren wird kommen. Alles Geld ist weg, habs mir klauen lassen in meiner Trauer. Wie kann ich nur den Tod finden. Ich zittere und esse kaum noch, trinke Bier seit Wochen.
Weinen ist interaktiv, und in verschiedenen Kulturen von verschiedener Bedeutung oder auch gar nicht vorhanden. Ich spreche nicht von Tränen, die z.B. Schmerz natürlich verursacht, sondern "unserem" Weinen im westlichen Sinne. Dieses Weinen will Aufmerksamkeit, Mitleid oder Hilfe. Daher braucht es "Publikum", jemanden der es hört. Ein Mensch, der einsam und allein z.B. in einer Zelle oder Höhle gefangen ist, wird kaum weinen oder schnell damit aufhören, eben weil es keine interaktive Resonanz hervorruft. Daher ist Weinen auch kein großer Ausdruck von Schmerz oder Leid, sondern im Gegenteil eher einer der kleinsten. Weinen ist ein Ruf oder Betteln um Hilfe, und zwar in der Gewissheit, gehört und wahrscheinlich auch erhört zu werden. Stärker leidende Menschen weinen nicht mehr, weil die Stufe ihrer Verzweiflung schon ein höheres Niveau erreicht hat.
Grundsätzliches: Sonnensysteme, Galaxien, Universen usw., Ihr wisst schon, die Unendlichkeit; der Sternenhimmel zeigt einen kleinen Ausschnitt davon: ist es wirklich der Rede wert? "Rede" im wörtlichen Sinne also sprachlich, menschlich. Trotz aller Ausrottungsexzesse vom Neandertaler bis zum Empire gibt es immer noch eine knappe Millionen menschlicher Sprachen auf unserem Planeten. Zu schweigen der Kommunikationsformen von Insekten, Tieren, Waalgesängen, die wir noch gar nicht kennen. Die human-sprachliche Kommunikation ist weder exakt noch eindeutig; im Höheren Sinne eigentlich nur vergleichlich mit dem Gebrabbel von Babies. Wir Menschen neigen dazu, uns imens zu überschätzen, doch im universalen Sinne kommt unsere Kommunikation kaum übers Gebrabbel hinaus. "Kunst" wird nun der Kritiker zu Recht rufen; die Kunst ist unsere höhere Ausdrucksform, und ich neige nicht zu widersprechen. Zumindest ist sie meist ausdrucksstärker als Sprache. Doch dafür fehlt es ihr an Eindeutigkeit; sie ist missverständlich, verschiedenvertändlich, in vielem mehr als Sprache aber dafür kaum für korrekte Übersetzung, Verständigung geeignet. Kunst ist grandios, stärker als Sprache doch auch emotionaler, willkürlicher in ihrer Interpretation. Sie kann grandios sein, doch zur Verständigung eignet sie sich nur sehr bedingt, sogar eher zur Missverständigung.
KI, ruft nun der Neerd, und ich neige vorerst nicht ihm zu widersprechen.
Hab mir Skalpelle bestellt bei Amazon, 9,99 Euro, Ein Griff mit 10 einzeln verpackten Aufsätzen. Superscharf, ich habs mit einem kleinen Riss am Daumen ausprobiert. Ein mutiger Schnitt in die Halsschlagader müsste genügen, also viel schärfer als z.B. eine Glasscherbe. Seit Wochen/Monaten vertreibe ich meine Zeit mit zwanghaftem Denken an Selbsttötung. Zuerst gingen meine Gedanken ums Springen, vom Haus oder von einer Brücke in den Rhein. Hab gelernt, dass der Aufprall aufs Wasser dem auf Beton gleichkommen kann. Einen gekonnten Kopfsprung überlebt man unverletzt - sofern man schwimmen kann - aber kommt man z.B. mit großer Körperfläche auf, also z.B. voll mit dem Bauch und dem Rücken, dann sind die inneren Organe schon zermatscht bevor man überhaupt nass geworden ist. Also zweifellos schmerzhaft; und ein Sprung mit den Füßen zuerst - so wie die Feiglinge im Schwimmbad - ist eigentlich gar nicht dumm wenn man mit den Füßen zuerst ins Wasser auftrifft, bleibt man unverletzt, hat aber dann den Überlebenskampf gegen das Ertrinken an der Backe. Also wenn überhaupt, nur Nichtschwimmern zu empfehlen, aber eigentlich überhaupt nicht.
Als Grundschüler bin ich mal fast ertrunken, im Hallenbad hatte ich mich am Rand immer weiter in den tiefen Bereich vorgewagt, soweit bis irgendein anderer Badegast, der mich gar nicht wahrnahm, mir den weiteren Weg blockierte. Kurzentschlossen wagte ich, den verkachelten Haltering loszulassen, um um ihn herum zu schwimmen und hinter ihm wieder Halt zu finden. Doch das gelang nicht, obwohl es kaum mehr als ein Meter gewesen sein muss. Ich ging unter; hilflos mit Armen und Beinen zappelnd sank ich immer tiefer. Meine letzte Handlung, an die ich mich erinnere, ist mein Griff nach einer roten Badehose, die ich einem Mann vom Hintern riss. Und meine letzte Erinnerung war: "was für ein Arschloch", denn anstatt mir zu helfen wehrte er meine Hand ab und entfernte sich.
Als ich aufwachte, lag ich am Beckenrand, den Bademeister über mich gebeugt, wahrscheinlich hatte er mich beatmet oder sonstwas. Um mich herum ein paar Dutzend Neugieriger in Badeklamotten. Ich brach sofort in Tränen aus, denn sowohl mein erster Gedanke wie mein erstes Gestammel war: "Sagen Sie bitte ja nichts meiner Mutter davon".
Fast mein ganzes Leben war geprägt von Angst vor meiner Mutter; sie war unberechenbar, grausam und selbstsüchtig. Also eigentlich normal.
Ich schreib von den 60er Jahren, den Leuten steckte noch der Weltkrieg in den Knochen und lag der Nazi-Jargon noch auf der Zunge. Kinderpsychiologie war vielleicht grade mal erfunden, Kinder hatten Gehorsam und Sittsam zu sein, es zählten die Äußerlichkeiten - guck mal die Horroraufgetakelten Frisuren der Frauen, diese endlosen Prozedere unter den ohrenbetäubenden Hauben für die häßlichen Dauerwellen.
Es galt den Krieg zu verdrängen und den neuen Wohlstand zu genießen. Beim Metzger gabs für Kinder eine Scheibe Wurst auf die Hand (heute undenkbar wegen Fragen der Hygiene, Religion, Ökologie etc.). Die Kinder waren mehr oder weniger sich selbst überlassen - also nach dem Stillsitzen in der Schule - spielten in den Kriegsruinen - was oft alles andere als ungefährlich war - klauten in den neuen Supermärkten, hörten Schallplatten, also in der Erinnerung war es stinklangweilig für mich in den 60ern. Sie waren der Übergang vom Kopftuch zur Dauerwelle, die ersten Emmigranten-Kinder saßen in der Klasse in der letzten Reihe und verstanden kein Wort, bei manchen Lehrern mussten sie sogar in der Ecke stehen, kam wohl auf den Schuldirektor an. Außer Lesen und Schreiben gabs eh kaum was zu lernen in den Schulen; im Gegenteil: es ging vor allem um das Vergessen des immer noch offensichtlichen, alltäglichen, überall gegenwärtigen Krieg, dessen Staub sich noch nicht gelegt hatte und in den Köpfen der meisten über 30 allgegenwärtig war. Meiner war ein alter Nazi, ein richtiger strammer blauäugiger fieser Rassist. Später zu dieser Ratte Marke Birkenau-Lagerverwaltung.
An den Häuserwänden tauchten erste Graffitis auf, also noch keine Kunstwerke wie heute aber Parolen wie "Solidarität mit Allende", ich fragte mich immer: "mit oder ohne Ende?" rätselte ich.
Scheiße, dies sollte eigentlich eine Erzählung werden, voll gepackt mit meinen Erfahrungen als Historiker, Junkie, Politologe, Orientalist, Journalist, Schwuler, wohlstandsverwöhnter Nachkriegs-Wessi, Reisender, Weltbürger..., verwöhntes Weichei, Warmduscher, arrogantes Halbblut, Ölauge, hochnäsiger Besserwisser, etc. etc..
Doch die Zeit geht mir verloren, unzählige Jahrerszeiten hab ich verschleudert, Händler in London, Hausmeister in Cornwell, Student in Damaskus, Opiumopfer in Egypt, Familien-Halbblut in Tunesien, und immer wieder Marokko, ganze Wintersemester, später noch ca. zwei Dutzend Reisen, viele Monate zwischen Tanger und Smara, und habe nichts begriffen von diesem Volk bis zur letzten, grauenhaften Reise, die mir die Augen öffnete über ein Volk das uns hasst, wie es jeden Nachbarn hasst, das sich nährt aus Hass. Und so viel wäre zu berichichten und berichtigen über Kolonialismus, Ausbeutung, Kriege, unzählige Tote und ungleichen Kämpfen, Waffen-Wettrüsten und diesen ganzen geopolitischen Irrlauf, Alptraum und Massenmord der letzen Jahrhunderte.
Für all das bleibt mir Faultier nun keine Zeit mehr, denn ich stehe vor der Wahl zwischen verrrecken und verenden. Und so quäle ich mich auf der Suche nach einem schnellen, schmerzfreien Tod; ein Handgriff, ein Knopfdruck, ein Schluck, ein mutiger Schnitt. Doch ich bin feige und krieche von Tag zu Tag, lass mich gehen, wasche, rasiere, pflege mich nicht mehr, trinke Bier, esse kaum noch, bin wankelmütig in meiner Entscheidung, finde mich nicht mehr zurecht, weiß nicht mehr wohin. Ich müsste eine Wohnung finden, doch das ist nahezu unmöglich. Die Nächte werden kälter. Ich sehe fern, doch selbst die meisten Filme sind traurig.
Das Glück beschützt die Dummen und ist der Vater aller Sorgen; so ähnlich hats ein berühmter Däne mal gesagt. Nie habe ich in einer dörflicheren Groß- und Hauptstadt gelebt als Kopenhagen.